Es gibt mehr private Securitys als Polizisten

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Lukratives GeschäftEs gibt mehr private Securitys als Polizisten

Bewachungsfirmen erhalten lukrative Aufträge von Gemeinden und Kantonen. Die Branche verdoppelte innert zehn Jahren ihren Umsatz.

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Im Auftrag der Gemeinde: Zwei Securitas-Mitarbeiter patrouillieren in Steffisburg beim Oberstufenschulhaus Schönau. (Archivbild / 27. November 2006)

Im Auftrag der Gemeinde: Zwei Securitas-Mitarbeiter patrouillieren in Steffisburg beim Oberstufenschulhaus Schönau. (Archivbild / 27. November 2006)

Private Sicherheitsleute übernehmen in der Schweiz immer mehr Aufgaben im öffentlichen Raum. Die Firmen dahinter machen Riesenumsätze, berichtet Radio SRF 4 News.

Laut einer neuen Studie der ETH steigerte die Branche ihren Umsatz in zehn Jahren um mehr als die Hälfte. 2002 betrug dieser noch 450 Millionen Franken, 2013 bereits rund eine Milliarde Franken. 20'500 Angestellte arbeiten für über 800 Sicherheitsdienste wie Securitas, Protectas und Delta. Das sind mehr als Polizisten: Davon gibt es in der Schweiz knapp 18'000. Der hohe Personalbestand mache es schwierig, noch genügend qualifiziertes Personal zu finden, sagt Matthias Bieri, Autor der Studie, zu SRF.

Die Firmen arbeiten für Kantone und Gemeinden, führen Personenkontrollen am Flughafen und in Zügen durch oder kümmern sich um die Videoüberwachung. Sie patrouillieren nicht nur in Einkaufszentren oder Fussballstadien, sondern auch in Innenstädten, Parks und an Seeufern.

Kontrollierte kennen ihre Rechte nicht

Ob sich die Auslagerung gewisser Aufgaben für die öffentliche Hand finanziell auszahlt, stellt Bieri infrage. «Private Sicherheitsdienste dürfen in gewissen Fällen gar nichts machen und müssen ohnehin die Polizei rufen», sagt er zu SRF. Er regt an, die chronische Unterbesetzung der Polizei und deren wachsende Aufgaben zu diskutieren.

Denn die privaten Wachleute bewegen sich beispielsweise bei Personenkontrollen in einer juristischen Grauzone. Eigentlich braucht es eine gesetzliche Grundlage, damit sie von jemandem einen Ausweis verlangen dürfen. Die meisten kontrollierten Personen kennen ihre Rechte aber nicht und lassen sich einschüchtern.

Fehlende Zivilcourage

Die Zunahme der Aufträge begründet Bieri mit dem wachsenden Wohlstand in der Schweiz. Mehr Menschen wollen ihren Besitz schützen. Auch die fehlende soziale Kontrolle und Zivilcourage steigere das Bedürfnis nach Sicherheit. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wird zudem vielerorts mehr Kontrollpersonal eingesetzt.

Auch deshalb boomt die Branche in ganz Europa. Rund 2,2 Millionen Personen arbeiten europaweit bei privaten Wachdiensten und machen 35 Milliarden Euro Umsatz.

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